Erinnerungen eines Kleingartlers nach 25 Jahren (2001)

Es ist gar nicht so einfach sich an die alten Zeiten zu erinnern, denn immerhin ist es in diesem Jahr 2001, bereits 25 Jahre her.

25 Gärten – 25 Jahre

Es begann, nach meiner persönlichen Erinnerung, mit einem Anschreiben an alle Echinger Bürger, das der Echinger Bürgermeister Joachim Enßlin in seinem Medium der Gemeinde, dem so genannten Echinger Forum, die Bürger befragte ob denn Interesse an einem Kleingarten bestände. (Später übernahm den Namen “Echinger Forum” ein Verein, der einen Zeitungskreis und einen Künstlerkreis bildete und seit dem einmal in Monat erscheint).

Die Vorgaben waren, man musste Echinger sein und möglichst Kinder haben. Ruck-Zuck waren genügend Bewerber vorhanden und der Bürgermeister lud alle zu einem Vorgespräch ins Rathaus ein. Am 9. Dezember 1976 wurde der erste Vorstand Erich Zanner (Kassiererin Traudel Huber, Schriftführerin Christa Schade, Revisoren Günter Bokisch und Peter Scharl) gewählt und der Verein gegründet. Anschließend wurde dann mit Herrn Maaß (Vorstand des Bayerischen Kleingartenverbandes) die Satzung entwickelt. Später folgte dann die Gartenordnung, der Beitrag wurde mit 20 DM + 8 DM für den Verband festgelegt. Es ging dann auch um die Vergaberegelung, da es größere und kleinere Gärten gab (220 m² – 310 m², zwei wurden später auf 360 m² vergrößert). Hier entschied man sich für einen Hut, aus dem jeder eine Nummer zog, der dann sein Garten war, denn alle Parzellen hatten bereits vorher eine Nummerierung.

Endlich ging es los. Die Zäune wurden gezogen, die Wasserleitungen verlegt, die Brunnen gesetzt. Vor den Gärten wurden Büsche gepflanzt. Nun konnte jeder in seinem zugeteilten Garten beginnen, es war ein abgeerntetes Maisfeld aus dem noch die Stoppeln ragten. Fleißige Hände regten sich überall. Der eine grub mit der Hand um und hatte riesige Blasen und Schwielen an den Händen. Andere ließen mittels Motorhacke umgraben. Für die Eingangspfosten erhielt jeder Gartler einen Dreikantschlüssel, für den er 20 DM bezahlen musste, denn das Ein- und Ausfahren war erlaubt, nur das Abstellen von Autos war verboten. Die erste Anschaffung des Vereins war eine handbetriebene Obstbaumspritze, ich weiß nicht ob sie heute noch da ist? Da wurde Humus gekauft und angeliefert. Einer hat sogar einen Rollrasen legen lassen um möglichst schnell im Garten Erfolge zu sehen. Die anderen konnten es auch nicht abwarten und haben alles mögliche nacheinander dicht an dicht hineingepflanzt. Heute, 25 Jahre später, kommen manche mit dem Herausschneiden nicht mehr nach. Ein Phänomen wie es immer wieder passiert, am Anfang sieht alles kahl aus und es muss schnell viel wachsen. Wichtig natürlich die Gartenhäuschen. Jeder durfte bauen wie er wollte. Als Dachform waren Nutdach, Pultdach und Satteldach vorgesehen. Der umbaute, genehmigungsfreie Raum wurde mit 30 m³ festgelegt. Der überbaute Raum mit 20 m². Trotzdem wurden alle Baupläne, vor dem Bau, durch die Gemeinde bestätigt. Einige schlossen sich zusammen und kauften denselben Bautyp um Rabatte zu bekommen. Die Preise je nach Ausstattung lagen bei 3.500,– DM. So wurden im März 1977 fünf Häuschen von einem Typ angeliefert und alle Besitzer halten sich gegenseitig beim Zusammenbau, nachdem bereits vorher die Fundamente gesetzt waren. Manche hatten nur ein gesetztes Kranzfundament mit Hohlblocksteinen und einer hatte ein gegossenes Betonfundament. Es kamen 3 weitere Häuschen im Blockhausstil, hier lag der Preis bei 7.500,– DM.

Ein ganz besonderes Häuschen kam aus Österreich, ein sogenanntes Steirerhaus und kostete damals 25.000,– DM. Es existiert heute noch in stark veränderter Form. Ein “Grüner” war auch damals schon dabei, er baute sein Häuschen aus IKEA Abfallprodukten, es hielt jedoch den Gartlerbeschwerden nicht lange stand. In 60 cm Tiefe legte er Bohlen in die Erde, die durch verrotten Wärme erzeugen sollten und damit das Wachstum beschleunigten, obs funktioniert hat weiß ich nicht! Seinen Garten zierte eine Urlandschaft, er schaufelte einen hohen Berg auf und setzte einen Baum darauf. Das Loch füllte er mit Wasser und hatte nun auch einen großen See im Garten. Auch das ist teilweise heute noch zu sehen!

Die Quadratmeterpreise für die Pacht waren mit 0,80 DM zur damaligen Zeit sehr hoch, als rundherum die Preise bei 0,11 DM bis 0,40 DM lagen. Jedoch, man wusste die Hälfte ging an den Verein zurück, dafür musste dieser die Außenanlagen pflegen und in Schuss halten. So kam es zum Gemeinschaftsdienst.

Der Wunsch nach einem Gerätehaus wurde laut. Vorstand seit 25.11.1977 war nun Max Ziegler (Kassierein Traudl Huber – ab 24.11.1978 Helmut Auer, Schriftführer Günter Stosiek, Revisoren Günter Bokisch und Holike – ab 24.11.1978 Peter Pikkola und Alfred Haderdauer) und er hatte bereits einen Rasenmäher der Marke Toto gekauft. Die Gemeinde war wieder gefragt und es kam zu dem Bau des Toilettenhäuschens mit Gerätehäuschen, welches 1978 eingeweiht wurde.

Die Einweihung übernahm Pfarrer Reichelmeier der an diesem Tag etwas zu tief ins Glas geschaut hatte; es war eine recht lustige Einweihung. Es wurde noch mit reichlich Bier und Grillspeisen weitergefeiert und unser Pfarrer hielt tapfer mit. Ein etwas dickerer Kleingartler wurde beobachtet, wie er sich mit mehreren Kotteletees im Kofferraum versteckte und sie sich in Ruhe zu Gemüte führte, denn sie waren spendiert! Überhaupt, Feierlichkeiten gab es von nun an jährlich und reichlich! Da kam es zu spontanen Zusammenkünften, die immer “berauschend” waren. Einmal hatte Max Ziegler sogar eine bekannte Künstlerin eingeladen, Franzi Kinateder, damals Dauerstar im Münchner Platzl. Sie jodelte und sang, dass es eine wahre Freude war ihr zuzuhören. Haute müssen noch Autogramme von ihr existieren, die sie dort gab.

Es gab da mal einen Bürgermeisterkandidaten, Faltin hieß er, war bei der Bundeswehr ein höheres Tier. Um Stimmen und Sympathie einzuheimsen, spendierte er dem Kleingartenverein für eines seiner Feste große Bundeswehrzelte, um einem eventuellen Wolkenbruch vorzubeugen. Wir waren begeistert, denn es war unser erstes Zelt. Doch der Wolkenbruch kam wirklich und es stellte sich heraus, dass die Zelte zweite Wahl waren; es regnete überall durch. Jeder holte seinen Schirm; wir saßen unter dem Zelt mit dem Schirm – es war ein tolles Fest. Aber Stimmen konnte der Bürgenmeisterkandidat beim Kleingartenverein nicht holen! Er bekam nach meinem Wissen unter 20 % und Enßlin war weiterhin unser Verhandlungspartner im Rathaus. Er lies es sich als Ehrenmitglied nicht nehmen alle Gartenfeste zu besuchen und er hielt sogar meistens eine kleine Rede.

Immer wieder gab es Beschwerden der Anwohner, dass Nachts zu lange gefeiert wurde; einmal entsinne ich mich, war sogar die Polizei da. Ab 06.03.1981 war Günter Bokisch (Kassier Helmut Auer, Schriftführer Günter Stosiek – ab 06.10.1982 Alfred Borchert, Revisoren Peter Pikkola und Alfred Haderdauer) unser neuer Vorstand. Er ließ einen Festausschuss wählen und die Feiern wurden heftiger.

Das Amt des Vorsitzenden ging am 17.03.1983 an Karl-Heinz Damnik (Kassier Helmut Auer – ab 14.08.1986 Franz Wittmann, Schriftführer Alfred Borchert, Revisoren Peter Pikkola – ab 1989 Ottmar Glanz und Alfred Haderdauer). Beim Wechsel der Gärten wurde immer ein externer Schätzer (Herr Schneider aus Ismaning) herangezogen und es würden so unglaubliche Ablösepreise von 10.000,– DM bis 15.000,– DM erzielt. Danach zog man nur noch kompetente Schätzer des Bayerischen Kleingartenverbandes zu Rate (Frau Aschenbrenner) und es kamen vernünftige Preise, zwischen 3.000,– DM und 7.000,– DM heraus.

Inzwischen hatte man einen Deal mit den Echinger Wanderfalken die uns ihr Zelt zur Verfügung stellten. Die Echinger Wandelfalken waren immer unser persönlicher Gegner beim Wandertag, nach Volksschule und Wanderfalken erreichten wir dann doch mit 205 Teilnehmern 1988 den 3. Platz. Im Zelt gab es zu allen Gartenfesten Auftritt, Sketche, Spiele, Wettbewerbe, Musikveranstaltungen und natürlich immer eine Tombola, Versteigerungen und selbstverständlich Tanz. Am Sonntag danach traf man sich nach dem Aufräumen zu einem zünftigen Fußballspiel auf dem Bolzplatz. Zum 10-jährigen Garten-Geburtstag gab es eine große Feier. Alle Gründungsmitglieder wurden mit der bronzenen Nadel des Landesverbandes der Bayerischen Kleingärtner e.V. geehrt. Es gab jedes Jahr einen Wettbewerb. 1984 wurde “Miss Kleingarten” Musch Bellan, 1985 “die Kleingarten-Familie, die Familie Curci, danach “Mister Kleingarten” Franz Wittmann. Zwei eigene Faschingsbälle sind mir bekannt. Selbstverständlich beteiligte sich der Verein auch am letzen Faschingszug durch Eching und baute 1984 einen eigenen Wagen. Der Verein war zur Bundesgartenschau in Berlin und zu vielen Landesgartenschauen. Zum Narhalla Ball waren wir und zum Blumenball des Siedlervereins erhielt Schriftführer Alfred Borchert den Nahalla Orden. Zu den Weihnachtsfeiern kam immer der Nikolaus zu den Kindern und las ihre guten und schlechten Taten aus dem silbernen Buch vor.

In einer Versteigerung wurden 800,– DM an die “Kinderstadt in Brasilien” gespendet, vertreten durch Daniela Pflügler. Ein Jahr später spendeten wir 500,– DM für die Weihnachtsaktion “Sonnenschein” des Freisinger Tagblattes, auch hier half eine Versteigerung. Im Kleingarten gab es natürlich keinen Strom, also musste man sich diesen von den Anwohnern leihen, aber der Wunsch nach einem elektrischen Anschluss wurde immer lauter. Für die Kinder gab es auf dem Bolzplatz Spiele, die unter der Regie von Marianne Messerer und weiteren Damen (Curci, Reisacher) aus dem Kleingarten veranstaltet wurden. Sackhüpfen, Geschicklichkeitswettbewerbe und natürlich die dazugehörigen Preise lockten bis zu 30 Kinder an. Franz Wittmann setzte an einem Verbindungsweg eine winzige Eiche, die heute bereits ein stattlicher Baum ist.

Ende 1985 wurde der zweite Bauabschnitt der Kleingartenanlage eingeweiht, es kamen 33 Gärten dazu, damit waren es nun 58 Gärten. Das Gerätehaus war nun zu klein, man beschloss ein neues und größeres zu errichten. Hier hatte man sich 10.000,– DM als finanziellen Rahmen gesetzt, der zur Eröffnung auch eingehalten wurde. Jedermann des Kleingartenvereins leistete einen Beitrag in irgend einer Form. Immerhin gehörten nun bereits 3 Rasenmäher (2 Sabo, 1 Toro) dem Verein. Eine Kettensäge, zwei elektrische Heckenscheren, ein Generator, viele Rechen, Sensen und sonstiges Material, welches zu den Gemeinschaftsdiensten ausgegeben wurde.

Zu den Gartendiensten war am Anfang immer ein Container der Firma Steiger zur Entrümpelung angeliefert worden. Die Preise begannen bei 120,– DM und endeten am Schluss bei 600,– DM. Außerdem waren die Anwohner so freundlich ihren Unrat einzuwerfen und wenn die Kleingartler zum Gartendienst erschienen waren die Container bereits voll. Irgendwann sprach der Vorsitzende mit Georg Riedmeier, einem ortsansässigen Bauern, der schließlich für 50,– DM pro Wagen das anfallende Schnittgut zum Bauhof brachte. In einem Zusatz zur Gartenordnung wurde vereinbart, 12 Pflichtstunden pro Garten, wobei nur ein Mitglied pro Garten gezählt wurde und jede Minusstunde mit 20,– DM bezahlt werden musste.

In 27 Kleingärten wurden 1989 Bodenproben entnommen und kontrolliert. Sie zeigten, dass alle, bis auf einen, stark überdüngt waren.

Im Jahre 1990 wurde Alfons Schreiner (Kassier Franz Wittmann, Schriftführer Gerhard Zaum, Revisoren Ottmar Glanz und Alfred Haderdauer) in den Vorsitz gewählt. In seiner Amtszeit kam der Anschluss an den elektrischen Strom und das Toilettenhäuschen erhielt nun permanent Licht, ebenso der Geräteschuppen. Ab nun gab es zu den Weihnachtsfeier immer eine große Tombola und ein freies Essen (15,– DM) für die Mitglieder. Ein Aufsitzmäher war dann die nächste Errungenschaft des Vereins.

Der Vorsitzende des Jubiläumsjahres 2001 ist Gerhard Zaum (Kassier Holger Buntrock – später Anke Chapman, Schriftführer Alfred Haderdauer, Revisoren Ottmar Glanz und Monika Kronthaler). Noch 7 Gründungsmitglieder sind von den ersten 25 Gartlern dabei und 9 sind noch Erstbesitzer (2 Gärten gingen an die Ehefrauen). Beim Echinger Wandertag 2000 konnten mit 52 Teilnehmern der 1. Platz der Ortsgruppen erreicht werden. Ein Häcksler war nun die nächste Anschaffung des Vereins. Bereits in der Jahreshauptversammlung 2001 gab Zaum zu verstehen, dass er im Wahljahr 2002 nicht mehr kandidieren werde, genauso wie die gesamte Mannschaft. Man sollte sich deshalb schon Nachfolgegedanken machen. Zum Osterfest 2001, anlässlich des 25. Geburtstages der Anlage, versteckte eine kleine Gruppe 30 Jubiläumsostereier in der Anlage, wozu auch drei kleine Preise vergeben wurden. Jeder war eingeladen diese im Schnee und bei grausligem Wetter zu suchen. Scheinbar waren die Mitglieder der Familie Zwiebelhofer die einzigen, die sich hinaustrauten und so auch alle 30 Eier fanden. Diese kleine Gruppe entschloss sich auch zum 25. Jubiläum des Kleingartenvereins Eching e. V., mit Unterstützung des Echinger Bürgenmeisters Josef Riemensberger, am 1. Mai 2001 den ersten Maibaum in der Kleingartenanlage aufzustellen. Bei strahlendem Sonnenschein und bester Laune der Teilnehmer grub der Bürgermeister mit einem Minibagger das Loch. Gemeinsam halfen alle mit den Baum mit Kranz, Fähnchen, Vogelnistkasten und Erinnerungstafel zu schmücken und anschließend aufzurichten.

Allerdings wurde das 12,48 Meter hohe Stangerl zwei Tage vorher von den Günzenhausener Burschen, nach alter Tradition, gestohlen. Zur Auslösung mit Rückführung mussten 30 Liter Bier locker gemacht werden. Ein Kleingarten, wie der unsere, dürfte so oder ähnlich kaum zu finden sein. Normalerweise haben Kleingartenanlagen schnurgerade Wege und hohe Büsche oder Zäune, damit sie niemand einsehen kann. Meistens gibt es nur einen Ein- und Ausgang, der verschlossen wird, um keine Fremden einzulassen. Bei uns ist alles anders, zwei verschiedene Architekten haben die beiden Anlageteile geplant und ihnen ihren individuellen Geist eingehaucht, um sie dann jedoch nahtlos zusammenwachsen zu lassen. Das satte Grün der Kleingartenanlage, mit ihren geschwungenen Wegen und den gepflegten Gärten ist heute ein nicht mehr wegzudenkender Teil Echings, der von vielen Spaziergängern und Joggern gerne genutzt wird – allerdings auch von vielen Hundebesitzern! Auf den Bolzplätzen spielen Eltern mit Kindern und die Jugendlichen spielen Fußball. Die Ruhebänke laden zu erholsamen Pausen ein. Eine grüne Lunge direkt an der Autobahn. Der hohe, bepflanzte Wall lässt diese jedoch vergessen.

Bericht von: (K.H.Damnik)